Obwohl ich diese Band gut auch in den Black Metal-Faden hätte posten können, bin ich der Ansicht, dass sie einen eigenen Thread verdient. Hier haben wir es nämlich mit einer der innovativsten und fanatischsten BM-Band der letzten Jahre zu tun. Warum? Nun, ich gebe eine kurze Einführung: Die Franzosen wurden 1998 gegründet. Zunächst verschrieb man sich dem primitiven Black Metal im Stile von Darkthrone, was die ersten beiden Alben "Infernal Battles" (2000) und "Inquisitors of Satan" (2002) gut unter Beweis stellen. Dennoch hob sich die Band schon damals durch einige Eigenschaften ab: Es existieren bis heute keine Bandfotos, Livekonzerte gab es noch nie und wird es wohl nie geben, es ist nicht bekannt, wer die Songs schreibt und es existieren genau zwei Interviews, welche sie jedoch nur an das labeleigene Magazin gaben (habe selber schon versucht, die Truppe für ein Interview zu gewinnen, glaubt mir, es ist umöglich). Schon bald darauf wurden Deathspell Omega das Flagschiff des Plattenlabels "Norma evangelium diaboli", ein Label, welches ausschliesslich Bands unter Vertrag nimmt, die zumindest nach aussen eine sehr ernsthafte Auffassung von Satanismus haben (Watain, Funeral Mist, etc.). An dieser Stelle sei angemerkt, dass NED bisher, zumindest in meinen Augen, nur absolut hochwertige Ware veröffentlicht hat. Zurück zu Deathspell Omega. Im Jahre 2004 wurde das Album "Si monvmentvm recqvires, circvmspice" (wenn sich das Monument verbirgt, schau um dich) aufgenommen, welches einen Stilwechsel in allen Belangen bedeutete. Die Spieltechnik wurde enorm verfeinert und deutlich extremer. Es wurde zunehmend ein hoher Wert auf disharmonisches Riffing gelegt, eingängige Strukturen waren aber zu einem gewissen Teil immer noch vorhanden. Ein weiteres Novum waren die zahlreichen religiösen Sampler (etwa ein Hallelujah-Chor). Hörprobe:
Mit einer Spielzeit von 77 Minuten haben wir es hier mit einem sehr zähen Brocken zu tun. Textlich stellt es den ersten Teil einer Trilogie über Gott, Satan und das Verhältnis des Menschen zu diesen Kräften dar. Wer plumpes "Hail Satan"-Gedöns erwartet, stösst bei DsO auf Granit. Die Band ist in ihren Texten äusserst theoretisch veranlagt, beruft sich beispielsweise häufig auf die Bibel und baut daran ihr philosophisch und theologisch hochstehendes Konzept auf. Die Texte sind von einer tiefen Religiösität geprägt. Ich würde behaupten, dass es unmöglich ist, die Ansichten von DsO genauer zu verstehen, zu individuell und zu kopflastig ist die ganze Sache. Was jedoch zusätzlich interessant sein dürfte. Mir fällt derzeit kaum eine Band ein, bei der man sich alleine mit den Texten solange auseinandersetzen kann. Anno 2005 wurde die EP "Kenose" nachgeschoben, welche mit drei Songs aufwartete. Diese griffen das musikalische Konzept von "Si monvmentvm..." auf und verfeinerten es. Textlich stellt es eine Ergänzung zu "Si monvmentvm..." dar. Ein Augenschmaus dürfte das Booklet sein, da es mit sehr speziellen Bildern geschmückt ist, wie genau diese gemacht wurden, weiss ich nicht, ich tippe da aber auf eine Airbrush-Technik oder so ähnlich. Die Texte (welche übrigens auf französisch, latein, deutsch und englisch vorgetragen werden) sind auf mehrere Seiten verteilt.
Auch diese EP bekam äusserst gute Kritiken und man fragte sich langsam, was denn hier noch kommen könnte. Die Antwort folgte 2007 in Form des Albums "Fas - Ite, maledicti in ignem aeternum" (Göttliches Gesetz - Weiche von mir, sei verdammt in ewiges Feuer!). Was die Band hier abzog, ist unbeschreiblich. Konnte man sich auf den vorhergehenden Releases immer noch an den einen oder anderen coolen Melodien festklammern, scheint hier kein Ton mehr zum anderen zu passen. Rasend schnell, nur selten ruhig und einfach nur die vertonte Disharmonie. Das perfekte Beispiel dafür ist ein Piano-Zwischenstück auf Song Nummero vier, welches abartig hässlich daherkommt. Für mich ist es das bisher stärkste DsO-Album (wobei das Gros der Fans "Si monvmentvm..." vorzieht). Dieses Album ist der zweite Teil der Trilogie, der dritte wird wohl das nächste Album sein (es sei angemerkt, dass zwischen den Studioalben immer zahlreiche EPs und Splits veröffentlicht wurden).
So, an dieser Stelle endet mein Monolog und es sei dem geneigten Hörer überlassen, ob er sich mit dieser Band weiter auseinandersetzen will. Wer Bock auf ein tiefgründiges Konzept und absolut eigenständige Musik hat, der dürfte hier richtig sein. Man mache sich aber darauf gefasst, dass man hier nichts hören wird, was man auch nur ansatzweise als "normal" einstufen würde. Deathspell Omega sprengen jegliche Grenzen!
________________________________________ Gratias agimus tibi propter magnam gloriam tuam...
kenne glaube ich die si mon. durch den "verschollenen cd stapel" von dir und muss gestehen, auch als wir auf der fahrt zum kings diesem machwerk lauschten, dass ich nie den zugang dazu gefunden habe. liegt wohl auch ein bisschen daran das ich momentan etwas thrashiger angehaucht bin.
winds and storms embrace us now - lay waste the light of day Open gates to darker lands - we spread our wings and fly away
Erinnern mich entfernt an Negura Bunget. (aber auch wirklich nur sehr weit entfernt, beide Bands haben einen ziemlich eigenen Stil). Muss mich mal etwas näher damit beschäftigen. Scheint als wäre das bissl was für nachdenkliche Stunden daheim.
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Wer sich mal von der Tiefgründigkeit ihrer Texte überzeugen will, kann sich mal dieses PDF durchlesen. Hier wurden alle Texte der Kénôse-EP ins deutsche übersetzt. Es sind zwar drei einzelne Texte, sind aber inhaltlich als Ganzes zu sehen.