Die Rezession ist zwar nicht von mir, spiegelt aber genau meine Meinung zu diesem gottgleichen Album wieder:
Mit neuen Dimmu Borgir-Alben ist es ja immer so eine Sache, schaut man in Internetforen sieht es so als wolle niemand es haben und doch sind Dimmu Borgir mit ihren Alben in den Charts vertreten und mit jedem Album weiter an der Spitze.
Fast vier Jahre hat es seit "In Sorte Diaboli" gedauert bis das neue Album heute erschienen ist. Insgesamt 11 Monate haben Shagrath, Silenoz und Galder, nachdem Rauswurf von Vortex (Bassist/Clean Vocals) und Mustis (Keyboard), gebraucht, um das Album fertig zu stellen. " Abrahadabra " heißt das Werk und ist seit "Stormblast", der erste Albumtitel, der nur aus einem Wort besteht. Beiteiligt waren neben den 3en, die sich neuerdings als "fixer kreativer Kern" von Dimmu Borgir bezeichnen, noch etwa 101 Gastmusiker, hauptsächlich das norwegische Radio-Orchester und einem 38-köpfigen Chor. Der Chor ist zugleich eine der Neuerungen im Sound, dazu später mehr. Zudem darf Agnete Maria Forfang Kjølsruds in dem Lied Gateways und Endings and Continuations ihre außergewöhnliche Stimme einsetzten, wo wir auch gleich bei der zweiten Neuerung sind. Snowy Shaw, bekannt aus Therion, darf hier ein auf dem Album Bass spielen und 1-2 seine Stimme einsetzen. Aufgenommen wurde in verschiedenen Studios, gemixt von Andy Sneap. Soviel zu den Rahmenbedingungen.
Aufmachung: Habe mich für die normale CD-Version entscheiden, da ich den Mehrwert in der Deluxe-Box nicht wirklich erkennen konnte und mir die NB-Limited Edition mit dem hässlichen Wandschmuck einfach zu teuer war. Das Cover ist von Joachim Luetke, der auch schon für das Cover vom Kreator Album "Hordes of Chaos" zuständig war, was man dem Cover auch ziemlich ansieht. Finde es nicht so aussagekräftig und eigentlich recht langweilig. Die Farbgebung ist wie beim DCA-Album gelungen, düster und kalt. Im Booklet sind alle Text gut lesbar(!) abgebildet. Die kleinen Bildchen daneben sind meist nicht aufregend, mal ein bisschen Stacheldraht, ein Wolf.. nichts aufregendes. Was schon ein bisschen für Aufregung gesorgt hat sind wohl die neuen Klamotten der Band, ganz in weiß, aber trotzdem noch einen düsteren Look vermittelnd, auch zu sehen im Video zu "Gateways", ebenfalls auf der CD.
Texte: Lyrisch gesehen folgt dieses Album, wie eigentliche alle Alben, möchte ich sagen, dem Grundsatz "Do as thou wilt", also prinzipiell um die Formung eines freien Willens. Textzeilen wie " the core principle of freedom is the only notion to obey" oder " be the broken or the breaker, be the giver or the undertaker" aus Gateways gehen deutlich in die Richtung. Wie der Albumtitel auch schon andeutet geht es aber auch um Reinkarnation und andere okkulte Themen inspiriert von Aleister Crowley. Gut zu erkennen auch am Songtitel "Endings and Continuations" Ob man das jetzt gut oder interessant findet muss man für sich selbst entscheiden.
Musik:
1. Xibir Das Intro fällt sehr orchestral und Chor-lastig aus. Es ist atmosphärisch, natürlich düster und ein guter Einklang. Meiner Meinung hält es gut mit dem Intro der PEM-Scheibe mit. "Fear and Wonder" von PEM und Xibir sind sich auf jeden Fall ebenwürtig. Ich wage zu behaupten, man hört ein Digeridoo. Das Intro wird zum Ende hin etwas ruhiger was einen guten Übergang zu
2. Born Treacherous bildet, welches mit einem einfachen Riff beginnt, bevor Shagrath ENDLICH mal wieder naturbelassen keift. Zu Beginn noch etwas mid-tempolastig wird nach dem tollen Break bestehend aus einem tollen Gitarren-Lead und großem Orchester, steigert sich das Lied in seiner Geschwindigkeit, die der Song behält, nur im nächsten Break das einfache Anfangs-Riff zu wiederholen, ABER groß unterlegt mit Orchester wodurch es eine ganz andere Note bekommt. Die Chören singen bombastisch den Songtitel, bevor es im Mittelteil eine kurzes mystisches Intermezzo inkl. Sprach-Sample gibt, nachdem sich der Songs in Finale steigert. Ein typischer Dimmu Borgir-Song möchte ich sagen, ganz bewusst als eigentlicher Opener gesetzt. Das Schlagzeug, welches wirklich gut klingt,wird abwechslungsreich und schnell gespielt. Die Gitarren spielen nicht mehr wie auf In Sorte Diaboli eher 80s Heavy Metal sonder wieder schnelle Black-Metal Riffs, mit dem typischen frostigen klirrenden Sound.
Überhaupt kann man schon mal vorweg nehmen, dass das Album sehr organisch und natürlich klingt. Nur selten greift Shagrath auf seine, meiner Meinung nach, nervige Robot-Indsturial Voice zurück. Auch das versprochene Gitarren-Orientierte Schreiben wird trotz des wirklich großen Orchester eingehalten, denn nie werden oder eher kaum werden die Gitarren vom Orchester zerdrückt, sondern passen sich bei rythmus-Passagen toll an und halten sich bei Soli gekonnt zurück.
3. Gateways Gateways war als Single schon vorab bekannt und hat sogar ein Musikvideo spendiert gekriegt. Warum ist für mich fraglich, da es für mich das Abstand schwächste Lied ist. Beginnend mit Chören, Kettenrasseln und einem Sound wie von einem Elektro-Rasierer wird das Lied sehr bombastisch mit viel Chor und Orchester eröffnet. Durchgehender Double-Base sind hier an der Tagesordnung. Der wohl symphonischste Song, aber auch simpelste Song, kann mich allerdings nicht wirklich packen. Simpel ja, weil Single, aber oder gerade deswegen langweilig. Etwas aufgewertet wird er duch den weiblichen Gesang von Agnete, der ungewohnt im Dimmu Borgir ist. Allerdings singt sie beim ersten Einsatz sehr schrill und hysterisch, was vielen Leuten nicht gefallen wird. Ich fand allerdings, dass es den Song noch irgendwie interessant gemacht hat, auch wenn es Dimmu Borgir damit in die Nähe von Cradle of Filth rückt, ohne dass die Songs wirklich ähnlich klingen oder so. Aber dieses Beauty and The Beast-Gesinge (schöner Frauengesang, Gekeife von Shagrath), ist halt vom Gothic-Metal bzw. durch Cradle of Filth durchzogen.
4. Chess with the Abyss Das Lied beginnt mit einem räudigen Riff, welches wie aus den Änfangen der 90er klingt, das aber plötzlich von großen Chören und einem toll geschrieben Orchester-Part inkl. toller Posaunen abgelöst wird. Ein wirklich toller Übergang, der schön zeigt wie man Black Metal mit Bombast verbindet. Generell ist dieses Lied ein tolles Beispiel dafür, spielen hier Riffs und Orchester doch toll miteinander. Ein Break beginnt zum Beispiel mit großen Trommeln, auf die sofort ein schönes Riff folgt das in ein Solo übergeht, welches noch mit mystischen Chören unterlegt wird um dann wieder mit Shagrath-Gesang im Refrain zu landen. Wirklich großartig.
5. Dimmu Borgir Ein selbstbetitelte großartig düster, deutlich choral ausgelegte Hyme, die mit schon mit "ohoho" Chören anfängt, die über das ganze Lied verteilt sind. Das Lied ist überwiegend im Mid-Tempo gehalten und lebt von den Orchester-Parts und dem tollen Gitarren-Instrumental in der Mitte. Das Finale des Liedes ist richtig groß; Double-Base, sägende Gitarren, bombastisches Orchester, Chöre im Duett mit Shagrath.
6. Ritualist Ritualist beginnt wirklich old-school. Akkustik-Gitarre, Black-Metal-Raserei, 4/4 Blast-Beat und dann Shagrath "Ritualist", wodrauf plötzlich der Bombast wieder da ist. Im Mittelteil hören wir Snowy-Shaw mit seiner klaren Stimme und tollem Piano im Hintergrund, das etwas an das Piano-Spiel aus dem Lied "Progenies of the Great Apocalypse" erinnert. Weiter gehts mit viel Orchester und spannung-erzeugendem Geigenspiel. Zum Ende hin hört man nochmal Kirchenglocken und ein schönes Gitarren-Lead, bevor es nach dem Refrain mit hohen Frauen-Chören und viel Rythmus-Gitarre endet.
7. The Demiurge Molecule Ist ein etwas unauffälliger Song, der schnell beginnt und durch den kriechenden Refrain und den halb-geflüsterten Vocals von Shagrath sehr diabolisch und bedrohlich klingt. Hervorzuheben sind hier die tollen Bläser und den tollen Mittelteil mit den elektronischen Klängen, die sich NICHT störend in Klangbild einfügen. Ein atmosphärischer Song.
8. A Jewel Traced Through Coal Ein heftiger Song, dessen langsames Intro mit viel Orchester nicht das folgende Riff und Blastbeat-Gewitter vermuten lässt. Die wirklichen tollen Riffs, werden vom Orchester untermalt und lassen den Gitarren den Vorrang bevor es im Break mit doch nochmal mit Chor bombastisch wird. Ansonsten keift Shagrath zu den guten Riffs. Ein wirklicher toller Song, der spanned aufgebaut ist und einfach Spass macht.
9. Renewal Rockig, klassisches Gitarren-Solo wo das Orchester in seiner Spielweise dem Solo folgt. Schwer zu beschreiben klingt, aber wirklich geil. Das Songwriting ist etwas gewöhnungsbedürftig, da die Gitarren recht abgehackt sind bevor sie in Blastbeats ausbrechen nur um wieder in einem rockig hymnischen Refrain zu enden. Klingt logisch? Ja, aber nur beim lesen, da das ganze im Lied sehr schnell geschieht wirkt es erstmal befremdlich und verwirrend, wie ich finde. Zudem kommt Snowy Shaws Gesang, der allerding leider kaum auffällt, da einer eher doch tiefere Stimme im Vergleich zu Vortex hohen klaren Vocals hat.
10. Endings and Continuations Mystisch beginnend mit Sprach-Sample, komischen Keyboard-Samples steigert sich der Song wirklich zu meine persönlichen Favorit, abwechslungsreich im Tempo, viele Gitarren-Momente und schönes Orchester. Endlich kommen auch mal die Clean-Vocals richtig toll zum Einsatz und gehen nicht so unter. Die Abrahadabra-Gesänge wirken am Ende zwar etwas komisch und lustig, aber passen.
Zusammenfassung: Nicht so hart, schnell wie PEM und nicht so düster wie DCA, aber dafür viel viel besser als "In Sorte Diaboli". Es gibt toller Riffs, spannendes Songwriting und wirklich toll arrangiertes Orchester. Die Produktion ist super. Für mich bleibt PEM unerreicht, aber Abrahadabra reiht sich mit DCA und ETD wohl irgendwo auf Platz 2 oder 3 ein.
Ich habe mir das neue Album "Abrahadabra" nun einmal angehört, nachdem ich die letzten Alben der Band streckenweise ganz interessant fand, auch das zuletzt viel gescholtene "In sorte diaboli" hat mir von der Aufmachung, dem Konzept, der ganzen Ästhetik her gefallen. Irgendwie war in Sachen Pomp und Dramatik da aber auch der Höhepunkt erreicht und die Band klang teilweise schon etwas weichgespült und unzielstrebig. Anstatt sich in den drei Jahren Wartezeit auf das neue Album neu zu erfinden, hat die Band aber nun den Fehler gemacht auf das Konzept der letzten Alben zu setzen. Das klingt weichgespült, repetitiv und ideenlos überladen. Es wurde viel Lärm um nichts gemacht.
Mit grossem Pomp schickt man wieder ein überlanges filmusikähnliches Intro namens "Xibir" jenseits des Jordans, aber bereits mit dem ersten richtigen Song "Born treacherous" bricht die ganze Fassade kraftlos zusammen, der Übergang ist völlig misslungen, das Lied beginnt sehr schwach und dümpelt in gewohnten Fahrwassern herum. Erschreckend ist, dass dieser Song aber gar noch zu den interessantesten, weil einprägsamsten des Albums gehört. "Gateways" ist dann der zwanghafte Versuch irgendwie innovativ zu sein. Dunkler Gesang, viele Tempiwechsel und eine Gastsängerin, man merkt der Band wirklich den Willen an - allein, es klingt nicht glaubhaft, es klingt krampfhaft und einfach unpassend. Das Lied "Dimmu Borgir" macht das Hauptproblem deutlich: In einem Stück sind Ideen für drei Lieder völlig wirr und unnötig miteinander verknüpft und nach dem dramatischen Intro hätte es mich auch nicht gewundert, wenn ein Andi Deris angefangen hätte zu singen. Helloweens "The dark ride" war damals düsterer, als das, was uns Dimmu Borgir 2010 anbieten, wie kann es dazu kommen?
Und so dümpelt das ganze Album leider uninspiriert, zahnlos und unspektakulär vor sich hin. Die überladenen Orchestrierungen nehmen den guten Ansätzen den Schwung, die zwanghaften Stilwechsel nehmen den Songs ihre Eingängigkeit, der brave Gesang hat mit Black Metal eigentlich nichts mehr zu tun und man fragt sich die ganze Zeit wohin die Reise für die Norweger gehen soll? Ich habe ja generell gar nichts gegen Stilwandel, aber das Ganze hier klingt eher nach symphonischen Gothic Metal à la Atrocity oder Moonspell, allerdings sogar noch deutlich softer, und von der Sorte gibt es schon so viele Bands, die ich kenne und auch durchaus bessere. Man scheint sich neueren Trends anbiedern zu wollen und dies auf Kosten der Eingängigkeit und Identität.
So gibt es auf diesem Album zwar handwerklich keinen wirklich schlechten Song, die neuen Sachen sind sicherlich auch abwechslungsreich und bieten Mut zur Innovation, aber das alles kann den Mangel an Herzblut, Tiefe und Eigenständigkeit nicht wettmachen. Es ist leider nur ein gutes Album zum nebenher hören, ohne dass man so recht in die Atmosphere eintauchen kann.
6/10
-------------------------------------------------- "Une amour ce n'est pas seulement... un homme... fuck... une amie... ce n'est pas... c'est plus en bas, dans la tête, dans le coeur, dans toute la forme... wasting love!" (Bruce "Air raid siren" Dickinson live in Paris)
@Mariner: Entweder du hast vor lauter Euphorie über das Album deinen Text etwas überhastet abgetippt, oder der ist google-translator gejagd worden.
..hier mal das passende Musikvideo zu "Gateways":
Kenn nicht viel von DB, nur die Sachen von Anfang 2000, aber das hier erinnert teilweise etwas an Therion mit lustigen Mützchen und so. Aber ganz nett gemacht. ;)
Sorry Quebec, aber deinem Review kann ich mal so gar nicht zustimmen.
Darf ich fragen, wie oft du die Platte gehört hast? Grade Abrahadabra gehört zu jenen Alben, die man echt verdammt oft hören muss, bis sie sich einem erschließen und diese Platte wächst mit jedem Hördurchgang. Du schreibst, dass alles verkrampft und und unpassend kingen würde. Genau dieses Urteil würde ich eher dem Vorgänger geben. Die neue Scheibe klingt für mich total schlüssig und imo hat sich die Band damit mal eben komplett neu erfunden. Diese Spielfreudigkeit, diese Frische und der geniale Einsatz von Orchester und Chören und auch neuen Elementen (siehe "Dimmu Borgir - melodischster Song, den die Band wohl bis dato geschrieben hat) zeichnen das neue Album der Norwerger aus. Ich bin echt wahnsinnig überrascht, dass die Band es nochmal geschafft hat, dem genialen "Death Cult Armageddon" einen ebenbürtigen Nachfolger bereit zu stellen, welcher sogar musikalische Elemente aus den älteren Alben aufgreift (man höre nur mal "Ritualist"). Ich finde an dieser Platte ehrlich gesagt nichts Schlechtes und sie enthält viel Tiefgang und Liebe fürs Detail. Außerdem verstehe ich nicht, was an dem Intro jz so übel lang sein soll, das schafft Stimmung und Atmosphäre und auch dein angesprochener "überzogener Bombast" ist imo nicht ganz richtig. Das Orchester wird hier songdienlicher eingesetzt und wirkt nich mehr so pompös wie bei DCA.
Und dass du die Platte als Gothic Metal einstufst ist ein Witz, sry Klar machen Dimmu keinen BM mehr, aber das schon seit 2001 (in meinen Augen sogar schon 1997) und sie sind trotzdem noch um so einiges härter, kompromissloser und vor allem besser, als sonstiger Gothic Kram.
------------------------------------------------------ Myspaceprofil: http://www.myspace.com/lopnor666 "There is a road that I must travel. May it be paved or unseen... (Disillusion - Back to Times of Splendor)
Ich habe es mir etwa zwei, drei Mal angehört. Warum sollte ich einem solch durchwachsenen Album auch mehr Zeit geben? Und zur Härte, vielleicht solltest du dir Bands à la Moonspell und Atrocity mal anhören, so zahnlos und künstlich wie Dimmu Borgir sind die zum Glück noch nicht geworden.
-------------------------------------------------- "Une amour ce n'est pas seulement... un homme... fuck... une amie... ce n'est pas... c'est plus en bas, dans la tête, dans le coeur, dans toute la forme... wasting love!" (Bruce "Air raid siren" Dickinson live in Paris)
Nach 2,3 Hördurchgängen fand ich die Platte beileibe noch nich so gut, wie es jetzt der Fall ist.
Und Moonspell, sowie Atrocity kenne ich, der Vergleich hinkt trotzdem. Und künstlich klingen Dimmu grade auf dem neuem Album eben nicht mehr. Das liegt schon zum einem an der deutlich besseren Produktion gegenüber dem Vorgänger.
------------------------------------------------------ Myspaceprofil: http://www.myspace.com/lopnor666 "There is a road that I must travel. May it be paved or unseen... (Disillusion - Back to Times of Splendor)