Fast zwanzig Jahre ist es her, als GRAVE DIGGER 1984 mit ihrem Debüt-Album "Heavy Metal Breakdown" die Herzen der Metal-Fans eroberten. Vieles ist in der Zwischenzeit geschehen: GRAVE DIGGER sind längst etabliert und zählen auch zwanzig Jahre später zu den führenden Acts der deutschen Metal-Szene. Sie zogen schon immer konsequent ihren Stil durch: War es auf den Frühwerken wie "Heavy Metal Breakdown" und "Witchhunter" noch der teutonische Stil, der den klassischen GRAVE-DIGGER-Sound kennzeichnete, so setzte man in den Neunziger Jahren auf ausgefeilte Konzepte und anspruchsvollere Thematiken. Es entstanden in dieser Zeit so gutklassige Scheiben wie "Heart Of Darkness", "Tunes Of War", "Knights Of The Cross", "Excalibur" oder zuletzt "The Grave Digger", die auch das hohe musikalische und kompositorische Niveau der Mannen um Chris Boltendahl wiederspiegeln.
Die Idee, ein Konzeptalbum über die wohl bekannteste Sage Deutschlands, die Nibelungen-Sage, zu schreiben, geisterte schon länger in den Köpfen der Band herum. Nun endlich haben sich GRAVE DIGGER an dieses Projekt herangewagt, und sie haben dieses wahrlich anspruchsvolle Unterfangen in Form von "Rheingold" sehr gut gemeistert...
Das Album beginnt zunächst mit dem Intro (oder sollte ich besser 'Ouvertüre' sagen?!?) 'The Ring', das atmosphärisch und bombastisch zugleich ist, ehe es dann mit dem Titeltrack 'Rheingold' richtig los geht. Dieser Song zeigt bereits die wichtigsten Trademarks, die GRAVE DIGGER in den letzten Jahren ausgemacht haben. Zunächst bestimmen die sägenden Gitarrenriffs das Geschehen, und mit dem Einsetzen des Gesangs ist es natürlich auch die Stimme von Chris, die den Song entscheidend prägt. Auch die Rhythmus-Sektion leistet ganze Arbeit und sorgt bereits hier für ordentlich Druck. Der Refrain von 'Rheingold' ist sehr eingängig ausgestaltet worden und kann mit recht bombastischen Chören aufwarten. Bei 'Valhalla' legen GRAVE DIGGER dann sogar noch einen Zahn zu, und auch sonst ist dieser Song sehr geradlinig ausgefallen. Lediglich bei der Bridge wird das Tempo zugunsten der Eingängigkeit herausgenommen, aber schon der Chorus ist wieder sehr direkt (und einfach gestrickt). Bei 'Giants' dominieren dann vor allem die pfeilschnellen Gitarrenriffs, die jedoch durch den vom Tempo her gemäßigteren Gesang etwas entschärft werden. Auch hier ist der Chorus ziemlich simpel und prägnant, aber dafür kann dieser Song insbesondere im Instrumentalteil punkten: Sehr gekonnt haben GRAVE DIGGER hier Zitate aus Richard Wagners 'Ring der Nibelungen' eingeflochten. Das haben sie auch bei 'Maidens Of War' getan, aber dieser Song kann darüber hinaus vor allem durch seinen Variationsreichtum überzeugen. 'Maidens Of War' dürfte wohl so ziemlich das Abwechslungsreichste sein, was GRAVE DIGGER jemals geschrieben haben. So beginnt er zum Beispiel sehr ruhig, und man könnte schon fast eine Ballade erwarten, bevor es mit einem zugleich schnellen und harten Teil weitergeht. Auch Midtempo-Passagen wurden nicht vergessen, und im Refrain kommen wieder einmal die Chöre zum Einsatz. Das anschließende 'Sword' ist dann im weiteren Sinne eine Ballade: Das Tempo wurde zwar weitestgehend herausgenommen und durch eine ziemlich eingängige Melodie ersetzt, doch sind die Gitarren auch hier immer präsent. Bei 'Dragon', das von einem stampfenden Rhythmus geprägt wird, geht es anschließend wieder kraftvoller zu, und für den Chorus, der gar nicht mehr aus dem Ohr gehen will, wird das Tempo noch etwas angezogen. 'Liar' ist dann ein Uptempo-Song, wie er für GRAVE DIGGER nicht typischer sein könnte - die zackigen Gitarrenriffs und die gewohnt markanten Vocals prägen das Songbild, und der Chorus hat einen gewissen Wiedererkennungswert. Mit 'Murderer' folgt dann noch ein sehr ruhiger Song, der zunächst ziemlich düster mit Richard-Wagner-Zitaten beginnt und in den Strophenteilen eine astreine Ballade ist. Der Chorus ist dagegen deutlich kraftvoller und mit mehrstimmigen Chören verstärkt. Zum Abschluss des Albums können GRAVE DIGGER mit einem geradezu epischen Song aufwarten: 'Twilight Of The Gods'. Über weite Strecken zieht sich ein kraftvolles Riffing durch den Song, während der Chorus wieder einmal leicht bombastisch daherkommt. Der Mittelteil ist sehr ruhig ausgestaltet worden, und auch zum Ende hin klingt das Album mit getragenen Gitarrenklängen aus...
Zusammenfassend kann man also nur feststellen, dass GRAVE DIGGER mit "Rheingold" ein großartiges Werk abgeliefert haben. Es ist wieder einmal ein typisches GRAVE-DIGGER-Album geworden, das wohl kaum einen Fan der Band enttäuschen dürfte. Die Mannen um Chris Boltendahl sind ihrem Stil auch weiterhin treu geblieben, haben aber am Songwriting noch mehr gefeilt. Die Songs sind dadurch sehr abwechslungsreich und vielseitig geworden, und deshalb sollte eigentlich jeder Metaller mit "Rheingold" etwas anfangen können. Ich bin jedenfalls sehr begeistert von dieser Scheibe, und ihr werdet es sicherlich auch sein?!? Wer sich also dieses Album nicht zulegt oder zumindest ein paar mal probehört, dem ist nicht mehr zu helfen...