Hallo zusammen!
Endlich finde ich wieder einmal die Zeit, einer meiner Lieblingsbeschäftigungen nachzugehen! Fühlte mich in letzter Zeit ein wenig zu gestresst, um eine Review zu schreiben. Das geht einfach nur, wenn man ausreichend Zeit und vor allem Bock darauf hat.
Diesmal, meine Brüder im Geiste des Metals, nehme ich mir ein Black Metal Album vor, welches anno domine 1995 die Black Metal Szene aufgewühlt hat. Womöglich hätte es ohne dieses Album Bands wie Cradle of Filth oder Dimmu Borgir (die an diese vertonte Genialität niemals rankommen werden) niemals gegeben. In Erfurcht auf die Knie fallen sollen sie, vor diesem Meilenstein, auf dieser Grundlage, auf der sich der symphonische Black Metal erhebt.
Doch halt. Eigentlich sind wir noch gar nicht so weit. 1993, als der Death Metal gerade jegliche Konzerthallen dieser Welt zerlegte, lade ich euch ein in eine Reise in die düsteren, kalten Landstriche Norwegens. Auf dem Höhepunkt der Kirchenbrände hatte der Black Metal eine traurige Berühmtheit erreicht. Die Pioniere Mayhem wurden dezimiert durch den Selbstmord ihres Sängers Dead und den Mord an Euronymous. Varg Vickernes (Burzum) wurde wegen Mordes an selbigem zu einer 21 jährigen Gefängnisstrafe verurteilt (möge das verdammte Schwein auf alle Ewigkeit dort verrotten). Viele andere Bands wurden durch diverse kriminelle Strafen zurückgeworfen. Das Genre Black Metal schien überdies lyrisch wie musikalisch zu stagnieren.
Emperor selbst ging es auch nicht anders. Samoth und Faust konnten es einfach nicht lassen, zu morden oder hin und wieder eine Kirche anzuzünden. Deswegen erschien "In the nightside eclipse" später als erwartet. Das Album wurde in den legendären Grieghallen Studios aufgenommen (hier hatten Immortal auch Pure Holocaust eingehämmert). Schon vor diesem Album hatten Emperor auf der "Wrath of the tyrant" EP gezeigt, wie sehr sie sich darauf verstehen, rohen Black Metal mit orchestral ausgelegten Keyboards zu verbinden. Dieses Talent perfektionierten sie auf ihrem Debüt Album. Und was für eins! Die nachfolgenden Alben mögen immer noch genial sein, doch keines kann sich mit "Nightside..." messen. Hier kommt einfach dieser pure pubertäre Hass wie auf keinem anderen Werk zur Geltung. Dieses Album atmet das, was Eingeweihte unter "True norwegian Black Metal" verstehen. Virtuosität und Genialität vereint in acht hyperschnellen Songs. Das Keyboard scheint immer präsent zu sein, ohne jemals kitschig zu wirken oder sich in den Vordergrund zu drängen. Doch Näheres nun bei der Bewertung der einzelnen Songs.
Into the infinity of thoughts
Ein Keyboard Intro, das mir vermittelt, dass demnächst die Tore zur Hölle aufgestossen werden. Es macht mich darauf bereit was ich die nächsten 50 Minuten zu erwarten habe. Bestimmt nix Fröhliches.
Der Song legt mit einer unglaublichen Geschwindigkeit los unterlegt von Blastbeats. Als das Keyboard schliesslich einsteigt und Ihsahn seinen kranken Gesang anstimmt (As darkness creeps over the mountains of norway, and silence reach the woods I awake and rise...) weiss ich sofort, warum man hier von einem Meilenstein spricht. Die Keys klingen tatsächlich wie ein Chor, der nur aus Frauen besteht. Nach fünf Minuten wechselt er in einen rumpelnden Mid Tempo Song, wobei das Keyboard noch stärker betont wird. Spätestens hier wird eine unglaubliche Dramatik vermittelt. Hier beginnt die Reise durch ein düsteres Zeitalter, voller Dunkelheit und dem Bösen. Aus diesem Traum werde ich aber nach ca. 3 Minuten wieder gerissen, da der Song wieder volles Karacho loslegt mit dem Riff, mit dem er angefangen hat. Für vielleicht 10 Sekunden hört man die Keys alleine, nix Gitarren. Nun merke ich, welche Power eigentlich in dieser Komposition liegt. Über neun Minuten dauerte dieser Song, aber er hat nichts von seiner Genialität eingebüsst, seit Erklingen des endgeilen Intros.
The burning shadows of silence
Als die Gitarre erklingt, weckt es in mir sofort Assoziationen an einen Fluss, der unter mir in durch eine tiefe Schlucht fliesst. Emperor halten mich also schon wieder in ihrer eigenen, düsteren Welt gefangen. Die Gitarren schreddern noch brutaler drauflos als im vorhergehenden Song. Mit dem Hall, der Ihsahn mit seiner Stimme erzeugt, wird eine geniale Atmosphäre aufgebaut. Allgemein höre ich häufig, der Gesang auf dieser Scheibe sei zu leise. Klar, er ist sogar verdammt leise, aber ich denke, genau das ist es, was diesem Album einen dermassen düsteren Touch verleit.
Der Song beginnt nach einiger Zeit sich im Midtempo Bereich anzusiedeln. Die genialen Keyboardmelodien brauchen sich nicht mal hinter dem Herr der Ringe Soundtrack zu verstecken. Die Symbiose zwischen Keyboard und klirrenden Gitarren scheint auch im zweiten Song ebenfalls hervorragend zu funktionieren, auch wenn dieser wieder tüchtig an Geschwindigkeit gewonnen hat.
Cosmic keys to my creations and times
Der Song legt sogleich mit enormer Brutalität los. Doch es findet eine sehr seltsame, wenn auch wunderbare Änderung statt: Durch das nun eingestiegene Keyboard, das eine Melodie spielt, die man sogar als "optimistisch" bezeichnen kann, wird dem Song eine ganz andere Stimmung verliehen. Der Song entpuppt sich als sehr abwechslungsreich, aber immer wohnt eine irgendwie nicht zu definierende Stimmung bei. Düster ist es nicht, genausowenig wie fröhlich. Was man aber Stimmung hin oder her zugeben muss, ist, dass dieser Song ein Meisterwerk ist, welches burning shadows... locker abhängen kann. Mit den ersten drei nun gehörten Songs wird übrigens so gut wie jedes Konzert eröffnet, mit dem Unterschied, dass lediglich ein Medley daraus gebastelt wurde. Eigentlich schade, alle drei verdienen die volle Songlänge!
Zwischenfazit: Sehr virtuoser und ehrgeiziger Start, der jedoch gelungen ist wie es besser kaum sein könnte. Jede Sekunde der Song war bisher ein Genuss!
Beyond the great vast forest
Das Keyboard ist hier von Anfang sehr präsent und zeigt sich von seiner besten Seite. Auch wenn dieser Song sich wieder als kurzweilig erweist und instrumental ein weiteres Meisterwerk ist, fällt mir irgendwie gerade nix dazu ein, sorry!
Eigentlich der unterbewerteste Song des Albums, wurde meines Wissens nicht live gespielt, die anderen hingegegen alle. Schade, wirklich auch ein starker Song.
Towards the pantheon
Wunderschön. Dieser Song wird von Streichern eingeleitet und erzeugt damit eine düster-romantische Stimmung, die bisher in keiner Weise auf diesem Album erreicht wurde. Die cleanen Gitarren von Ihsahn und Samoth tun ihr übriges dazu, dass dieser Song von mir nach den ersten 10 Sekunden als Meisterwerk gesehen wird. Als dann überraschend die Gitarren auf brutale Art und Weise losbrettern fühle ich mich richtig überrumpelt. Die Gitarren spielen die Melodie, die die Streicher vorgelegt haben mit, mit den Keys als Verstärkung im Rücken. Dieser Song muss live einfach unglaublich geil kommen.
Auch als Ihsahn einen gequälten Schrei anstösst, um nachher den Text anzustimmen, verliert der Song nichts an Power. Der Refrain ist auch sehr geil geraten. Nun beginnt der Song aber, sich von der Intromelodie zu lösen un rumpelt nun selbständig drauflos mit einer hohen Geschwindigkeit, nur um nachher doch noch wieder ins Anfangsriff einzusteigen und abschliessend mit einem kurzen Keyboard Fade Out sich ausklingen zu lassen. Definitiv ein starker Song, ein Hightlight.
The majesty of the nightsky
Waren bei den vorhergehenden Songs immer noch Intros vorhanden, legen Emperor hier kurz angebunden los. Die Gitarren klirren, Ihsahn krächzt und die Drums hauen brachiale Blastbeats raus. Hier werden sehr viele Melodien in den Song eingebracht, die äusserst brutale Stimmung bleibt aber am Song haften. Nach zweieinhalb Minuten steigen die Gitarren aus und machen im Hörgang Platz für die wahrscheinlich triumphalste Keyboardmelodie des Albums. Das kann ich gar nicht beschreiben, das muss man selber hören.Bisher eher durchwachsen, wird der Song durch diese Melodie mindestens um 666% besser und ist für mich erneut ein Highlight.
I am the black wizards
Na, welcher Emperor Fan kennt diese Melodie nicht??? Einer der ganz grossen Klassiker dieser Band. Verzichtet lange auf jegliche Keyboards, was beweist, dass Emperor auch ohne können und das Keyboard nicht lieblos überall einsetzen!
Naja, zugegeben, das Keyboard ist auch hier wieder über jeden Zweifel erhaben (nach ca. zwei Minuten) und erhebt den Song würdigerweise zum Klassikerstatus. Einfach genial, was für eine gewaltige Atmosphäre hier geschaffen wird.Der Song ruht im Mid Tempo und klingt langsam aus.
Inno a satana
Hymne zu Satan. Allein das hypnotisierende Riff ist grossartig, doch Ihsahn hier mit klarem Gesang zu hören ist unglaublich. Die Gitarren halten sich im Hintergrund und lassen die Keys die Arbeit machen. Dies ist definitiv der beste Song des Albums, viel mehr kann ich gar nicht mehr dazu sagen. Besonders schön ist das lange Ausklingen des Keyboards anzuhören, welches nochmal die orchestralen Eigenschaften unter Beweis stellt.
DER ultimative Klassiker, an dem sich alle Emperor Songs messen müssen.
Schliesslich ist das Album zu Ende und eine düstere Stimmung erfasst mein Zimmer. Ihr kennt das, wie wenn ein wirklich guter Film zu Ende geht. Eigentlich dürfte er aber gar nicht zu Ende gehen! Dieses Album ist schlichtweg grossartig und kaum in Worte zu fassen. Hatte ernsthaft Mühe, einzelne Songs überhaupt hervorzuheben. Alle sind gleich. Gleich grossartig. Hier wurde ein göttliches Stück schwarze Musik eingehämmert, welches dem Genre Black Metal wieder erheblichen Aufschwung gab. Demjenigen, der mit diesem Album nichts anfangen kann, dem sei gesagt, dass Ihsahn und seine Mannen gerade mal 17 Jahre alt waren, als dieses Album aufgenommen wurde. Soweit ich weiss hat noch niemand mit 17 Jahren die ganze Metal Szene mit so einem genialen Album erschüttert. Meiner Meinung nach das beste Metal Album neben "Painkiller" und definitiv das beste Black Metal album. An dieses triumphale Monument des Black Metal wird man sich noch lange erinnern.