Anmerkung: Dieser Thread ist nicht gedacht als Diskussionsplattform für Jon Nödtveidts streitbare Ansichten.
Lange lange habe ich mit dem Kauf dieser CD gezögert, schliesslich habe ich es endlich getan und ich bin restlos begeistert. Ein Album, das sich mit allen anderen Black Metal Klassikern problemlos messen kann und Einzug in meine persönliche Top 5 der Black Metal Alben geschafft hat. Gehört zu dieser Sorte von Alben, die man nicht jeden Tag zu hören bekommt.
Dissection!!! Welch klangvoller, mächtiger Name, der mir seit dem ersten mal, seit ich ihn gelesen habe, in Erinnerung geblieben ist und auch heute noch immer wieder für Aufhorchen sorgt, obwohl die Band Geschichte ist. Die Gruppe um Jon Nödtveidt ging aus der Thrash Kapelle Sirens Yell hervor und trieb ohne Plattenvertrag eine Weile ihr Unwesen im schwedischen Underground. Ja richtig, Dissection gründeten sich nämlich zu einer Zeit, in der Morbid Angel, Deicide, Obituary und Co. die Führung der Todesschwadronen innehatten. Die Götenborger Schule, die später Bands wie In Flames, At the gates und auch Dissection als Flaggschiffe vorzuweisen hatte, war noch nicht in den Startlöchern. Die ersten Demos waren typischer Death Metal, dennoch waren schon einige Besonderheiten bemerkbar: Zum Beispiel wurde das Titelstück der Single „Into infinity obscurity“ (1990) mit einer akkustischen Gitarre aufgenommen! Auf dem Debütalbum machte sich bemerkbar, dass hier eine revolutionäre Kapelle das Licht der Welt erblickt hatte. The Somberlain war dominiert von brutalen, messerscharfen Riffs und einem Gesang, welcher doch schon stark in die Black Metal Ecke ging. Zudem kam man in den Genuss einer geilen, differenzierten Produktion. Zum Cover muss man sowieso nix sagen, solange es von Kristian Wahlin kommt. Eine Band, die so ein sagenhaftes Debüt hinlegt… Das hatte man wahrscheinlich bei Emperors „In the nightside eclipse“ das letzte Mal gesehen. Das Nachfolgealbum versprach also, ein Überhammer zu werden. Und wie soll man es sagen… Storm of the lights bane, so der Nachfolger betitelt, war ein absolutes Meisterwerk. Eine Referenz der schwarzen Schule, die alle blackmetallische Merkmale enthielt, aber dennoch einen eigenen Stil entwickelte. Nicht zuletzt wegen dem immer noch vorhandenen Death Metal Einschlag und vor allem den ultraatmosphärischen Acousticintermezzi. Dieses kraftvolle, aber gleichzeitig zerbrechliche wirkende Album erzählt uns nicht die üblichen Geschichten über Satan etc, sondern sorgfältig durchdachte Stories über Nacht, Kälte und vor allem Tod. Das verpasst dem Album eine ganz andere Atmosphäre, welche man so intensiv nicht mehr so schnell an die Ohrmuscheln gepresst bekommt, wenn man dieses Album kennt. Jon kreischt die Lyrics mit einer Leidenschaft heraus, die man ihm einfach abkauft. Doch mehr nun bei der Besprechung der einzelnen Songs:
At the fathomless depths: Das Album wird durch ein paar einfache Gitarrenakkorde eingeleitet, die schon für eine unheilvolle Stimmung sorgen. Danach die Trommeln die zu hören sind, die wahrscheinlich die Armeen der Toten anführen… Schon hier wird ziemlich viel Stimmung gemacht.
Nights Blood: War der erste Dissection den ich hörte, aber gleichzeitig der letzte, der so richtig zündete. Legt mit einer ungeheuren Brutalität los, der Nordwind wird zelebriert durch die hohe Gitarrenmelodie, die bald einsetzt. Der Gesang wird vom sehr schnellen Drumming vorangetrieben und verleiht dem Song in Kombination mit den filigranen Gitarrenlinien eine epische Erhabenheit. Schon setzt der erste Akustik Part und lässt mich verblüfft innehalten und kurz Luft holen, bevor ein der Song druckvoll im Mid-Tempo weiterrumpelt. Danach wird der Song durch die Gitarren aufgelöst, die immer schneller werden und Nödtveidt singt mit unglaublicher Inbrunst. Schliesslich endet der Song, in dem er ins Anfangsthema zurückkehrt, die „nordwindische“ Gitarrenmelodie ist noch ein letztes mal zu hören, kurz bevor der Song ausklingt. Erstklassischer Opener, unglaublich, dass man so viele Emotionen auf 6:41 min. pressen kann.
Unhallowed: Einer meiner persönlichen Favoriten des Albums, da er sofort total schwarzmetallisch dahinbrettert. Das Drumming ist passt sich dem Song gut an. Nun werden aber schon wieder death-lastigere Riffs angeschlagen und öhle öhlmann packt das erste Mal die Doublebass-Walze aus. Unglaublich, diese Steigerung, immer gewaltiger breitet sich der Song aus und vermittelt die Essenz des absolut Bösen. Nach ca. dreieinhalb Minuten geht der Song ins Mid-Tempo über und geniale Gitarren-Leads dominieren den Song. Auch hier kriege ich wieder einen kurzen Zwischenschub klarer Gitarren zu hören. Das so etwas schönes dem Song noch mehr Boshaftigkeit verleit ist schon erstaunlich. Leider endet der Song relativ unspektakulär, was in der Endabrechnung Punkte kostet.
Where dead angels lie Wahrscheinlich der bekannteste Dissection Song und das nicht unberechtigt. Die Akustikgitarren, die den Song einleiten und danach in ein stampfendes Mid-Tempo Riff übergehen versprechen schon vieles. Besonders hervorzuheben ist bei diesem Song wohl das überragende Gitarrenlead, das jedes mal nach dem Refrain gespielt wird. Einfach wunderschön und von technischer Brillianz, es könnte glatt von Children of Bodom stammen (auch deren Melancholie, dominant in Songs wie „Downfall“, tritt hier hervor). Alleine schon diese Melodie macht den ganzen Song hörenswert, wäre da nicht auch noch der äusserst leidenschaftliche Gesang von Nödtveidt, der den Song noch druckvoller, leidenschaftlicher, schöner macht. Nach ca. 4 Minuten setzen wieder Akustische ein und Stille ergreift beinahe den Raum, bis es wieder mit einem gellenden Schrei losgeht und der Song wohl seine dramatischsten Momente erlebt. Fantastisch, diesen Song sollte jeder mal gehört haben! Ich sag nur:
A spell was cast and the sky turned red The Angels heart froze to ice In the gloomy sky The silence where dead angels lie…
Retribution – Storm of the lights bane Der schnellste Song des Albums, aber irgendwie auch gleichzeitig unspektakulär. Keine Ahnung, viele Tempowechsel, brilliant gespielt, aber hängen bleiben tut nix, was mich zum bangen bringen könnte. Guter Song, keine Frage, kann aber niemals mit den anderen mithalten. Weiter.
Thorns of crimson Death Der längste Song des Albums, der mit einer mysteriösen Gitarrenmelodie beginnt. Zuerst stampft er eine Weile lang nach vorne. Zugegeben, die ersten zwei, drei Minuten sind nicht allzu speziell, bis der Song jedoch an Tempo gewinnt und eine gewaltige Intensität an den Tag legt. Dieser Teil des Songs ist einfach nur noch geil und dazu noch brilliant gespielt. Nun wechselt er wieder ins Mid-Tempo, wird kurz von einem Akustik Part abgelöst und nimmt dann wieder denselben stampfenden Rhythmus wie zu Beginn an, nur, dass hier die Gitarren ein bisschen komplexer ausfallen. Der wohl vielseitigste Song des Albums, der sehr viele Stimmung verarbeitet. Wunderbar.
Soulreaper Die Gitarren wüten hier mit einer unglaublichen Geschwindigkeit los und lassen mich in die kranke Welt von Dissection eintauchen. Hier wird wieder Schwarzmetall vom feinsten geboten. Sehr böse geraten, das Ganze. Aber genau das macht den Song auch so genial und schlussendlich auch zu meinem Lieblingssong des Albums. Tatsächlich frage ich mich, in was für einer misanthropischen, depressiven Stimmung man sich befinden muss, um etwas Derartiges aufzunehmen. Bei 2:20 ist der Song bereit für die intensivsten Momente des ganzen Albums, da er hier mit unglaublicher Brutalität, Bosheit und Melodie losscheppert. Als zwischen all dem Geballere auf einmal eine Akustik Gitarre zu hören ist, scheine ich gefangen zu sein im Nordland, reite den Nordwind, nur um schliesslich vor Luzifer persönlich zu stehen. Unglaublich. Noch einmal donnert der Song wie am Anfang los, da er mich scheinbar nicht so schnell loslassen will. Einen Teil der Strophe ist eine verzerrte Stimme zu hören, der Deibel persönlich scheint sie eingesungen zu haben. Als der Song zu Ende ist, dringt mir ins Bewusstsein, dass ich grade einen der besten Songs aller Zeiten gehört habe.
No dreams breed in breathless Sleep Das Piano Outro. Könnte es zu diesem Zeitpunkt überhaupt etwas schöneres geben??? Die Vorstellung, einer kargen Landschaft ergreift mich, leise rieselt Schnee, eine unglaubliche Traurigkeit herrscht während dieser zwei Minuten, die noch mal die ganze Genialität, Virtuosität und Melancholie des Albums wieder spiegeln. Jon Nödtveidt und seine Mannen haben mit diesem Album Geschichte geschrieben, ich werde ihnen dafür auf immer und ewig Tribut zollen.
HAIL DISSECTION!!!
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Neueinsteiger beim Zentralrat der mit der Gesamtsituation Unzufriedenen
Martha
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Gast
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26.12.2007 13:38
#2 RE: DISSECTION - STORM OF THE LIGHTS BANE (1995)
Zitat von MaidenheadAnmerkung: Dieser Thread ist nicht gedacht als Diskussionsplattform für Jon Nödtveidts streitbare Ansichten.
Lange lange habe ich mit dem Kauf dieser CD gezögert, schliesslich habe ich es endlich getan und ich bin restlos begeistert. Ein Album, das sich mit allen anderen Black Metal Klassikern problemlos messen kann und Einzug in meine persönliche Top 5 der Black Metal Alben geschafft hat. Gehört zu dieser Sorte von Alben, die man nicht jeden Tag zu hören bekommt.
Ausser manchmal, wirklich nur manchmal in meinem Auto
Bin jetzt ned so der BM Fan, aber dieses Album lässt sich durchaus hören, vor allem ist die Produktion ned so grottig wie bei vielen mir bekannten BM Veröffentlichungen.
Edit: Wieder mal excellent geschrieben Flo
__________________________________________________ M.H.K.N REFUSE - RESIST Zentralrat der mit der Gesamtsituation unzufriedenen "Määääiidöööööööön!!!" - Ein Fan "Slääääääyäääääääär!!" - Ein Fan, der sich verirrt hat "Maschiiine Hääääääd!!" - Ein Fan, der sich GANZ DOLL verirrt hat und jetzt tot ist.
Something Wicked
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gelöscht
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26.12.2007 13:43
#3 RE: DISSECTION - STORM OF THE LIGHTS BANE (1995)
In Antwort auf: lass mich raten, nights blood bei ner zollkontrolle?
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Neueinsteiger beim Zentralrat der mit der Gesamtsituation Unzufriedenen
und erneut beweist unser kollech maidenhead hiermit, daß es noch möglich ist, intelligente und tiefergehende beiträge zu verfassen. ich hab das gerne gelesen, und verdammt nochmal, dies sei höchste ehr: mich neugierig auf dieses bisher verpasste scheibchen gemacht. das gibt persönlich 5:
___________________________________________________ "Shut Up And Play Your Guitar!"...Zitat Frank Zappa. „Mit seiner zerschundenen Stratocaster sagte er der Welt alles, was er zu sagen hatte.“ ... über Rory Gallagher ahso nochwas: SCREAM FOR ME?... SCREAM FOR ME, SICHERUNGSBIER!!!
Maidenhead
(
gelöscht
)
Beiträge:
30.12.2007 17:57
#7 RE: DISSECTION - STORM OF THE LIGHTS BANE (1995)
Sooo, dann hab ich mein Ziel ja erreicht. Bin immer froh, wenn ich das Interesse der Leute wecke. Bob, du machst nix falsch beim Kauf dieser CD!
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Neueinsteiger beim Zentralrat der mit der Gesamtsituation Unzufriedenen
Ich hab mir das Gute teil jetzt "besorgt" und sie ists absolut wert! Das kann sich echt mit allem was ich im BM kenne messen, Perfektes Riffing, Abwechslungsreich und SEHR atmosphärisch. 10/10