Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Bilder Upload
 
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 215 mal aufgerufen
 
Maidenhead ( gelöscht )
Beiträge:

02.01.2008 16:34
BEHEMOTH - THE APOSTASY (2007) Zitat · Antworten

Behemoth gehören zu jenen Bands, die in der Lage sind, sich von Album zu Album zu steigern. Was anno 1991 als räudiger Black Metal Act seine Karriere begann, hat sich heute zu einem revolutionären Death Metal Act entwickelt. Und das ist die Review zu ihrem neuesten Album „The Apostasy“

Als Behemoth 1991 unter dem Namen Baphomet von Nergal zusammengetrommelt wurde, war der Black Metal gerade am Anfang. Als erste waren Darkthrone mit der Definition des BM „A Blaze in the northern sky“ auf den Plan getreten, Mayhem, Gorgoroth und Immortal sollten jedoch bald nachfolgen. Doch halt… Da gibt es doch einen Unterschied zwischen all jenen Bands und Behemoth… Richtig, Behemoth stammen nämlich aus Polen, welches heute wohl abgesehen von Vader mit einem Haufen braunem Mist zu glänzen weiss. Behemoth gehörten also zu den ganz Frühen, die in Polen den BM verbreiteten (die nächste mir bekannte (NS) Black Metal Band, die sich gründete, waren Graveland und das 1992). Viele Sommer und Demos gingen ins Land, ehe Behemoth die erste Veröffentlichung, „Sventevith (Storming Near The Baltic)“ auf den Markt schmeißen konnte. Hier wurde Black Metal heidnischen Ursprungs feilgeboten, der eigentlich alle üblichen Trademarks in sich vereinigte. Nichts spezielles also, auch an der Live-Front passierte bei Behemoth lange herzlich wenig, viel eher wurde das Line Up das eine oder andere mal ausgewechselt.
Schon wenige Alben später zeichnete sich bei Behemoth jedoch ab, dass hier etwas Eigenständiges entstanden ist. Immer mehr wurde der Death Metal eingebracht, die Black Metal-Elemente jedoch zurückgeschraubt. Spätestens beim Album „Satanica“ offenbarte sich endgültig der Stil der Band. In Anlehnung an die amerikanische Death Metal Band „Nile“ begannen Behemoth, sich orientalischen Elementen zu bedienen. Dies aber mit einem weitaus religiöseren Touch als Nile. Während sich selbige total in Ägypten vernarrt hatten, erwiesen sich Behemoth als weitaus vielseitiger, so dass man auch viele indische und arabische Sachen zu hören bekam.
Als Die Band im Jahre 2004 das Album „Demigod“ aufnahm, war man sich sicher, dass es nicht mehr besser kommen konnte. Behemoth hatten sich zu einer absolut wütenden, technischen Hochgeschwindigkeits-Death Metal Band entwickelt. „Conquer all“, „Slaves shall serve“ oder „Xul“ waren, sind und bleiben Garanten für feuchte Augen eines jeden gefreuten Todesstählers. Die dezenten Bläser, Chöre und akustische Gitarren sorgten dabei für eine zusätzliche Atmosphäre, die man so noch nicht gekannt hatte. Das Album hatte überdies eine extrem gute Produktion zu verzeichnen, wenn auch der Gesang von Nergal doch ziemlich krass overdubbed und das Schlagzeug sehr weit in den Vordergrund gemischt wurde. Doch das interessiert eigentlich niemanden, musikalisch bewegten und bewegen sich Behemoth auf einem sehr hohen Niveau. Auf dem Nachfolgealbum lastete demnach ein ordentlicher Druck. Doch was soll ich anderes sagen als, dass es Behemoth ein weiteres mal geschafft hatten. Die orientalischen Elemente wurden ein weiteres mal verfeinert, das Gaspedal noch ein weiteres mal hochgeschraubt und die Produktion war noch verfeinerter, brachialer, erdrückender. Besonders das Drumming von Inferno fällt immer wieder auf. Was der Mann an Beats und Fills raushaut ist schlicht und einfach nicht mehr von dieser Welt. Wie viele Arme hat der Typ eigentlich?? Doch auch die anderen Musiker glänzen mit einer herausragenden Leistung. Kreischende Solos, unerbärmliche Riffs, eine brutale Rhytmusfraktion, das sind Schlagwörter, die einem einfach in den Sinn kommen müssen, wenn die Rede von Behemohts „Apostasy“ ist.
Ich möchte nicht mehr lange um den heissen Brei herumreden, kommen wir also zu den Songs:

Rome 64 C.E.
Eine einsame Sängerin, eine traurige Melodie aus ihren Goldkehlchen pressend, leitet dieses Album ein. Nach und nach stossen die anderen Instrumente hinzu, die ersten Bläser hört man bereits auch schon und eine epische Stimmung kommt auf. Ausgehend vom Titel hat dieses Intro wohl irgendetwas mit der Zeit zu tun, als Nero Rom abfackelte (na ja, ich hatte zwar in Geschichte keinen Fensterplatz, ganz sicher bin ich mir aber auch nicht). Dies war ein absolut schwerer Schlag für das römische Reich, die Wirtschaft kollabierte und es gab eine Menge Tote. Dieses geil düstere Intro hätte wohl den perfekten Soundtrack geliefert. Stark.

Slaying the Prophets ov Isa
Ohne Umschweife donnert nun der Opener aus den Boxen. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit beginnt Inferno, sein Drumkit zu malträtieren und Nergal intoniert mit bewegender, extrem kraftvoller Stimme. Boah, dieser Track geht tierisch ab und macht schon mal keine Gefangene. Technisch durchdacht, headbangtauglich, alles sauber! Nach einem kurzem Drumsolo geht der Song in einen enormen, chorunterlegten Mid-Tempo Part über, der schon das erste mal Gänsehaut aufkommen lässt. Nergal besingt Nemesis und wettert gegen den „charlatan ov fairy tales“, womit eindeutig Christus gemeint ist. Nach einem Solo und einer arabischen Beschwörungsformel, vorgetragen von einigen Sängerinnen, endet der Track und hinterlässt nix als verbrannte Erde. Genialer Opener.

Prometherion
Auch dieser Track legt wutentbrannt los und ist unterlegt durch das sehr schnelle Schlagzeugspiel von Inferno. Richtig geil kommen hier aber die zweistimmigen Gitarren kurz vor dem Solo. Die darauf folgende Doublebass-Walze gehört zum schnellsten, was ich je gehört hab. Auch hier hört man wieder regelmässig fernöstliche Gesänge raus, die für ordentliche Stimmung sorgen. Die Kreativität, mit der die Band auf diesem Album zu Werke geht, ist jetzt schon sehr erstaunlich.
Leider endet der Song etwas zu früh.

At the left hand ov god
Dieser Song wird mit speziellen akustischen Gitarren eingeleitet, doch bald steigen die Gitarren ein, Nergal erhebt seine Stimme unterlegt von einem fetten Chor. Obwohl die E-Gitarren langsame Melodien spielen, wird der Song von Inferno stark vorangetrieben, da dieser mit einer hohen Geschwindigkeit voranpeitscht. Immer wieder kommen Chöre dazwischen und eine sehr dichte Atmosphäre wird aufgebaut. Besonders der Text gefällt mir diesmal, er berichtet von einem Aspiranten des Left hand Path, der noch am Anfang steht und am Ende des Songs Zugang zum transzendentalen Zustand des Chaos findet, um schliesslich direkt an der linken Seite Gottes zu thronen. Nergal entschwindet vom Gefängnis namens Leben und erhebt sich selbst zur Gottheit.
Als Outro hört man hier Sänger, unterlegt von bombastischen Trommelklängen, welche den perfekten Schlusspunkt des besten Songs des Albums bilden. Schon beinahe eine Mini-Oper, mit den diversen Chören, textlichen Abschnitten etc.

Incinerate the icon
the symbol ov all loss
to stand straight
at the left hand ov god



Kriegsphilosophie
Der wohl schnellste Song des Albums mit einem sehr deutlichen Morbid Angel Einschlag. Aber wen stört das schon, wenn man so ein geniales Riff hört?? Die Bläser am Anfang kommen auch wieder absolut stark. Viel gibt es hier gar nicht zu sagen, alles passt wunderbar, der beste Bangtrack des Albums. Einfach nicht ganz so komplex arrangiert wie die vorhergehenden, was aber keinesfalls Langeweile aufkommen lässt, die Melodien, die hier verbraten werden, hätten einigen anderen Death Metal Acts für drei Song gereicht.

Be without fear
Sehr slayer-mässiges Riff, welches diesen Song dominiert. Erst von Doublebass unterlegt gewinnt dieser Song bald an Geschwindigkeit. Die Stimme klingt hier besonders kraftvoll, besonders beim Refrain. Immer wieder wird das Zentralriff durch kleinere Soli unterbrochen. Seth und Nergal an der Gitarrenfront geben hier wirklich alles. Auch hier werden aber keine atmosphärischen Einschübe eingebracht, man merkt, dass in der Mitte des Albums Raum für leicht zugängliche Banger gelassen wurde.

Arcane Hereticae
Einer der kürzesten Song des Albums mit einer vernichtenden Doublebass, die alles überrollt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Bei 1:50 gibt es dann doch noch so was wie einen Tempowechsel, welcher der Gesamtstimmung ganz gut tut, hier gibt es wieder Bläser und Soli zu hören. Schade dass der Track so kurz ist, er ist wirklich sehr stark und man hätte daraus deutlich mehr machen können.

Libertheme
Der mystische Anfang und das schleppende Riff bieten etwas Abwechslung, was die Geschwindigkeit angeht. Doch es dauert nicht lange, da gesellen sich auch wieder Blast Beats hinzu, die sich gewaschen haben. Der geile Groove bleibt aber immer erhalten. Die Soli gehören mit zu den besten des Albums und Nergal singt mit aller Gewalt. Man würde es ihm kaum abkaufen, aber das ist alles echt! Der Gesang wurde viel natürlicher belassen als noch zu Demigod-Zeiten, obwohl ich den Eindruck habe, dass er auf selbiger Scheibe doch etwas eindimensional klingt. Auf diesem Album klingt er einfach perfekt! Ich habe noch nie einen solch starken Death-Metal Sänger gehört.
Das Schmankerl dieses Songs dürfte wohl das zerstörerische Riff sein, welches bei 2:55 einsetzt und die Nackenmuskulatur aufheulen lässt. Geil!!! Sehr aggressive Passage, welche aber zu gefallen weiss. Bei 3:52 wird der Song wieder durch das Intro aufgelöst und das Anfangsriff wird noch mal gespielt, bei 4:55 ist Schluss. Definitiv ein sehr starker Song, wohl einer der vollkommensten auf dem Album, da hier der Brückenschlag zwischen Stimmung und Brutalität erfolgreich vollzogen wurde.

Inner Sanctum
Das düstere Piano Intro verheisst schon nichts Gutes, doch dann kommt ein ultra-brachialer Mid-Tempo Brecher daher, den nicht mal Celtic Frost in vergleichbarer Weise zu Stande gebracht hätten. Hier hat übrigens Warrel Dane einen Gastauftritt und macht seine Rolle fantastisch. Mit seiner gequälten, hervorgepressten Stimme verleiht er dem Song genau die Stimmung, welche sich Nergal wohl vorgestellt hatte. Textlich dreht es sich hier um die Verzweiflung.
In der Mitte kommt ein geiles Akustik-Solo und der Song wird etwas fröhlicher als Anfangs, die Brachialität bleibt aber dennoch erhalten. Nun folgen lange Solos, etwas zu lange für meinen Geschmack, da wirkliche Höhepunkte ausbleiben. Man hätte den Song auch kürzer machen können.

Pazuzu
Erneut ein eher langsamer Beginn, ein arabisch gesprochener Abschnitt und schon wird geballert. Zugegeben, bis auf das Intro ist dieser Song nicht sehr spektakulär. Dies nicht zuletzt wegen der knappen Spielzeit von 2:37 min.

Christgrinding Avenue
Auch wenn Behemoth nicht mehr viel mit Black metal zu tun haben, hört man hier das erste mal wieder etwas schwarzmetallische Elemente. Das virtuose Tabbing Solo ist sehr geil geraten und nun geht der Song mit ungestümer Geschwindigkeit los. Der letzte Song ist gleichzeitig einer der besten, er versprüht eine äusserst aggressive Stimmung und es würde mich wunder nehmen, wie der Song live kommt. Besonders die Bläser die in der Mitte einsetzen sind super, es kommt beinahe schon Emperor Feeling zu Anthems to the welkin at dusk Zeiten auf. Nun ist der Song am Ende und man kann noch ein letztes mal jene Sängerin hören, die auch schon das Album im Intro eingeleitet hat. Passt perfekt. Ein super Ausklang. Als einziger Kritikpunkt ist hier das Textliche anzuführen (siehe Titel) da hier wirklich ziemlich stupid gegen das Christentum gewettert wird. Von einem brillanten Texteschreiber wie Nergal kann man definitiv mehr erwarten.


So, das Album ist zu Ende. Wie wars?? Super. Ein todesmetallischer Höllenritt durch eine sehr vielschichtige Welt, sehr atmosphärisch und kurzweilig. Wer sagte, Demigod sei das Referenzwerk dieser Band, irrt in meinen Augen. Von Album zu Album haben sie sich gesteigert, das, was uns hier geboten wird, Behemoth anno 2007, ist eine technisch ausgereifte Band, die hoffentlich noch lange bestehen wird. Besonders die Eigenständigkeit hat es mir angetan, da man sich hier wirklich auch abgrenzt und sich mit Okkultismus aus allen Ländern wie Griechenland, Arabien und Indien beschäftigt. Dieses Album stellt die Vielseitigkeit der linkshändigen Religionen unter Beweis und zeigt, dass das Böse nicht nur aus Satan besteht, sondern schon lange vor dem Christentum existierte.
Behemoth sind die Ausdrucksform eines äusserst fähigen, extremen Künstlers namens Nergal, der sich von nichts und niemandem reinreden lässt. Hoffentlich bleibt es so. Ein absoluter Visionär mit seinen eigenen Ansichten, jeder der mich kennt, weiss, dass ich davor den Hut ziehe, da er wirklich in der Lage ist, sich von der Szene abzugrenzen und sich vollkommen auszuleben. Nicht viele können das. Besonders nicht, was die Musik anbelangt.
Legt euch dieses Album zu! Ein Album, welches gleichzeitig ein Genuss für die Nackenmuskulatur, das Ohr und für die Seele ist. Lasst euch von Nergal zu einer Reise einladen, ihr werdet es nicht bereuen!!!

Hail Behemoth!

__________________________________________________
Storm of the Antichrist.
The Sword of Satan undisguised.
Wielded now against the face of the earth
To unleash it's fiery within.
Yes, arise now, Beast with seven heads!

I survived the F-Factor!!!

Irenicus Offline

Moderator


Beiträge: 7.161
Punkte: 7.161

02.01.2008 16:59
#2 RE: BEHEMOTH - THE APOSTASY (2007) Zitat · Antworten
Wieder mal ein erstklassiges Review, Respekt!! Wirst echt mit jedem Mal besser

Was ich bisher von der Band kenn (einige Videoclips) sagt mir zwar nicht zu, aber jetzt haste mich doch dazu bewogen mal in The Apostasy reinzuhören, wer weiß, vielleicht lass ich mich ja doch noch überzeugen, obwohl ich ned dran glaub^^


All wars could be forgotten when life is so unkind!

Maidenhead ( gelöscht )
Beiträge:

02.01.2008 17:13
#3 RE: BEHEMOTH - THE APOSTASY (2007) Zitat · Antworten

Wenn du die Links, die ihm Behemoth-Thread gepostet wurden, meinst: Die sind alle bis auf einen von Demigod und von dort aus ist Apostasy nochmal ein quantensprung. Kann gut sein, dass dir Apostasy besser gefällt.

__________________________________________________
Storm of the Antichrist.
The Sword of Satan undisguised.
Wielded now against the face of the earth
To unleash it's fiery within.
Yes, arise now, Beast with seven heads!

I survived the F-Factor!!!

Watto Offline

Forenlegende


Beiträge: 5.295
Punkte: 5.295

02.01.2008 17:48
#4 RE: BEHEMOTH - THE APOSTASY (2007) Zitat · Antworten
geh mal was arbeiten und schreib net den ganzen tag reviews

bläser, chöre? hört sich toll an =) werd mir die musik mal zulegen und dann nochmal für mich beurteilen

aber review wie immer top

edit: kenne von behemoth genau nix bisher



Behold ! The handfork of truth !

Maidenhead ( gelöscht )
Beiträge:

02.01.2008 17:56
#5 RE: BEHEMOTH - THE APOSTASY (2007) Zitat · Antworten
In Antwort auf:
geh mal was arbeiten und schreib net den ganzen tag reviews


Hab heute noch frei. Parallel zur Review habe ich übrigens eine Schularbeit geschrieben (bin ich jetzt multitaskingfähig??), daher vertretbar.

__________________________________________________
Storm of the Antichrist.
The Sword of Satan undisguised.
Wielded now against the face of the earth
To unleash it's fiery within.
Yes, arise now, Beast with seven heads!

I survived the F-Factor!!!

 Sprung  



Xobor Xobor Forum Software
Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz