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Dieses Thema hat 25 Antworten
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Seiten 1 | 2
Attila Offline

Poser

Beiträge: 73
Punkte: 73

28.06.2011 09:55
#26 RE: Symphony X - Iconoclast Zitat · Antworten

So hier meine komplette Rezi:
Vier Jahre hat es seit dem Vorgängeralbum Paradise Lost gedauert, ein Labelwechsel war auch noch dabei, nun ist sie endlich da, die neue Symphony X. Der Härtegrad wurde gegenüber der Paradise Lost noch mal gesteigert, Keyboards weiter reduziert. Iconoclast ist nicht so eingängig wie der Vorgänger. Der überwiegende Teil des Albums liegt stilistisch meist zwischen Thrash (Gitarrenriffs und Drums) und Powermetal (der Rest der Band), zugegebenermaßen auf hohem Niveau. Progressive Elemente aber gibt es nur noch wenige, überraschende Momente und schöne Keyboardsounds sind kaum noch auszumachen.
Der Opener Iconoclast ist da eine wohltuende Ausnahme und hat alles, was die guten Seiten von S X ausmacht: virtuoser Beginn, gute Dramaturgie, killermäßiges Riff, düstere, mächtige Keyboards und super Groove in der Strophe, der Refrain ist vom Text ein wenig zu true geraten, lässt sich aber schon mitgröhlen. Tolle Soli von Gitarre und Keyboards, das Ding ist wirklich keine Sekunde langweilig, und die 10 Minuten vergehen wie im Flug.
End of Innocence ist einer der kürzeren Songs, toller Refrain und überraschender guter Breakdown so bei Minute drei. Hat Ohrwurmcharakter. kann man machen.
Dehumanized und Bastards Of The Machine sind nach dem dritten Hören schon zu Skippern geworden. was vor allem an den schon zig-mal gehörten Gitarreniffs und 0815 Drumparts liegt. Erstmals sind auch etwas peinliche Textpassagen und „Hey“ Brüller im Hintergrund zu hören, so was hatten S X bisher noch nie nötig. Heretic ist da schon interessanter, wächst mit jedem Hören, vereint ausgeklügelte harte Riffs mit Rhythmuswechseln, ist vielleicht nicht so eingängig wie End Of Innocence, aber deshalb langlebiger.
Children of a Faceless God hat einen schönen Refrain, aber irgendwie passt der nicht so zu den powervollen Parts und ruhigen Passagen wie nach dem ersten Gitarrensolo.
CD 1 endet mit einer Halbballade. Mit gut neun Minuten das zweitlängste Stück, ist das Teil dann auch der Oberhammer und zeigt noch mal, was die Band eigentlich am besten kann: gute Melodien gepaart mit der richtigen Härte, dynamischer Aufbau, auch mal ´ne Gitarre ohne Verzerrer eingesetzt, Gesang sowieso überirdisch, sehr schön. CD 1 hat also einen starken Beginn und ein starkes Ende, in der Mitte hängt das Teil ganz schön durch.

CD 2 beginnt mit Electric Messiah, wieder ein guter Refrain, auch die Soli sind o.k. ,.aber spätestens hier geht mit das Gedresche der Drums endgültig auf die Nerven. Immer derselbe Rhythmus, einfallslos und zwanghaft auf Hart getrimmt. Prometheus (I am alive) haut in die gleiche Kerbe, ist aber doch schwächer. Nächster Song Light Up The Light ist so was von belanglos, da kann man nur noch Skippen.
Ganz gut gefallen mir die letzten beiden Songs Lords Of Chaos und Reign of Madness. Hier ist der Mischmasch von harten Passagen und melodiösen Refrains ganz gut gelungen.
Trotzdem: die „alten“ Symphony X (bis zur Odyssee) gibt es nicht mehr, wobei Iconoclast keine Weiterentwicklung, sondern eine Neuausrichtung ist.
Der Weg, auf mehr Härte zulasten von starken Melodien zu setzen, ist schon von anderen Bands in der Vergangenheit eingeschlagen worden und das ist oft schiefgegangen. Symphony X reihen sich mit Iconoclast leider ein. Wem wollten die Jungs mit Iconoclast was beweisen? Metallica? Overkill? Pantera? Wenn man sich von dem Gewitter an Riffs und Härte erstmal erholt hat und der Adrenalinspiegel das Denken wieder zulässt, wird man merken, dass es dem Album schlicht an Abwechslung und Dynamik fehlt, die Gewichtung von Gitarre zu Keyboards ist so unausgewogen, dass man sich fragt, wie lange Michael Pinnella da noch mitmachen wird. Wie so oft merkt man erst, wie gut etwas ist, wenn es fehlt, und das waren die Keyboardpassagen und -sounds, die ruhigeren Parts (auch im Metal kann mann mal weis leiseres spielen), Klassikelemente und natürlich die abwechselnden Soli von Gitarre und Keyboards. Ganz großer Schwachpunkt sind die Drumparts, viel zu oft dasselbe Gedresche, der Mann konnte das doch schon viel besser? Auch Russell Allen hat gesanglich mehr zu bieten, da war auf älteren Scheiben doch Besseres zu hören, das gilt auch für die Texte. Deshalb ist das Album auch das schlechteste der letzten 12 Jahre. Das ist besonders deshalb ärgerlich, weil es bis zum nächsten wieder 4 – 5 Jahre dauern wird. Wem die Paradise Lost zu soft war und wer noch mehr Schredder, Gederesche, und Gebrüll auf gutem handwerklichen Niveau will, der kann sich Iconoclast zulegen. Wer hoffte, noch mal so etwas Geniales wie V: Mythology Suite oder Odyssee zu hören zu kriegen, sollte besser erstmal reinhören oder vier Jahre warten, bis hoffentlich noch mal was Brauchbares kommt.

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