Und wieder gibts ein neues Review von meiner Seite.
Und schon wieder bin ich nicht chronologisch vorgegangen, denn ich wollte heute Morgen einfach meine Eindrücke über das mMn beste Maidenalbum überhaupt aufschreiben. Erwartet also ein Review, was vor Superlativen nur so strotzt.^^ SiT wird dann auf jeden Fall als nächstes kommen.
Ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass viele hier meine Meinung nicht ganz teilen können. Trotzdem wiederum viel Spaß beim Lesen.
Tracklist:
01 Moonchild
02 Infinite Dreams
03 Can I Play with Madness
04 The Evil That Men Do
05 Seventh Son of a Seventh Son
06 The Prophecy
07 The Clairvoyant
08 Only the Good Die Young
Das folgende Review stellt für mich eine Art Herzensangelegenheit dar, denn ich werde mich im Folgenden der Bewertung eines Albums einer Band widmen, die mich seit meinen Metalanfängen 2003 immer wieder begleitet und vor allem begeistert hat. Es handelt sich hierbei natürlich um die britische Speerspitze in Sachen Heavy Metal: Iron Maiden! Und es soll hier nun eben um DAS Album, um das meiner Meinung nach absolut beste und perfekteste Album der 14 Tonträger umfassenden Diskographie der Band gehen. Dieses Album stellte den songwriterischen Höhepunkt der Briten dar und sollte bis heute nicht mehr übertroffen werden und wird auch wohl leider unübertroffen bleiben. Es ist auch gleichzeitig eines der ungewöhnlichsten Maidenalben, da zum allerersten Mal in der Bandgeschichte hier ein festes lyrisches Konzept zu Grunde liegt. Die Rede ist von “Seventh Son of a Seventh Son”!
Die Band hatte sich Mitte der 80er verändert. Nachdem man mit den ersten 5 Alben allesamt Klassiker abgeliefert hatte merkte man schon beim 84er Werk “Powerslave”, dass die Band anfing, immer mehr in ihrem Soundgewebe zu experimentieren, da auch die Stück immer mehr an Komplexität zunahmen. Das Album leitete ja auch gleichzeitig die sogenannten “Golden Years” ein und führte Maiden mit der dazugehörigen “World Slavery Tour” auf den Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens. Doch danach wurden die Briten noch mutiger. Nachdem ebenfalls zum allersten Mal in der Bandgeschichte nicht sofort ein Jahr nach “Powerslave” ein weiteres Album erschienen war, die Band sich ergo eine kleine kreative Pause gönnte, machten sie einen gewagten Schritt. Das 86er Werk “Somewhere in Time”, welches sich auch nur ganz knapp der 7th Son-Scheibe geschlagen geben muss, markierte ein neues Kapitel in der Musik der Band. Man experimentierte mit Synthezisern, steigerte die Komplexität der Lieder gewaltig, was auch längere Songs zur Folge hatte, wurde zum Teil etwas poppiger auf Grund der Synths, aus demselben Grund aber auch wieder in manchen Teilen düsterer. Nun, also wiederum 2 Jahre nach Erscheinen dieses Albums erschien dann also 1988 das Maidenmeisterwerk “Seventh Son of a Seventh Son”.
Zunächst sticht einem natürlich sofort das erneut herrliche Coverartwork heraus. Klar, das Niveau und die Genialität eines “Somewhere in Time” Covers konnte nicht erneut erreicht werden, was aber auch daran liegt, dass sich beide Motive deutlich unterscheiden. Wo das Cover des Vorgängers noch mit zahlreichen Details bespickt war, erscheint einem das 7th Son-Cover auf dem ersten Blick geradezu schlicht. Trotzdem, je länger man sich das Bild anschaut, desto faszinierender und mysteriöser wirkt es auf einen. Da hatte sich Derek Riggs mal wieder selbst übertroffen und leider sollte es bis heute das wirklich letzte wunderbare Cover sein. Äußerst schade…
Zur Produktion der Platte lässt sich sagen, dass alle Instrumente im Gegensatz zum Vorgänger einen viel wärmeren Klang haben und alles mehr wie eine Einheit erscheint. Zwar sind dem ein oder anderem die Gitarren wieder zu dünn produziert, ich dagegen finde den Klang dieser aber absolut passend und genial und grade eben die Gitarrenproduktion empfinde ich neben der “Piece of Mind” (die in dieser Hinsicht unerreicht bleiben wird) und eben dem Vorgänger mit seinem futuristischen Klangbild als eine der besten! Über das textliche Konzept werde, bzw. kann ich nicht besonders viele Worte verlieren, da es sich mir zum Teil nicht ganz erschließt. Die Geschichte einer Prophezeiung, dass der siebte Sohn eines ebenfalls siebten Sohnes besondere Heil- und Seherkräfte besitzen soll wird in manchen Songs nicht ganz deutlich. Letztendlich könnte man zusammenfassend aber sagen, dass es um den Kampf “Gut gegen Böse” geht. Trotzdem hat das Konzept grade auf Grund dieser Tatsachen seinen Reiz und macht die Platte zu etwas Besonderen. Somit wären schon mal die äußeren Bedingungen für ein Meisterwerk gegeben. Doch wie sieht es mit der Musik aus?
Maiden experimentierten auch auf diesem Album weiterhin mit den Synthezisern, die im Gegensatz zum Vorgänger aber viel besser in den Sound eingebettet waren und auch im gewissen Sinne songdienlicher eingesetzt wurden. Von der Grundstimmung her wurde alles mögliche aufgeboten: Hoffnung, Melancholie, majestätische Klänge, aber auch ebenso eine gewisse Portion Härte. Die Mannen um Bassist Steve Harris lieferten in Sachen Songwriting auf dieser Scheibe ihr Maximum ab. Die Komplexität nahm beim Großteil der Lieder erneut zu, obwohl gleichzeitig die Songs wieder kürzer wurden. Es wurden zahlreiche interessante Details wie der Einstaz von Chören, Akkustikgitarren, ein Album Intro, sowie Outro, gesprochene Erzählpassagen, usw. eingebaut. Manche Lieder waren eingängig, manche besonders sperrig. Kurzgesagt: Maiden wurden progressiv. Und das stand ihnen verdammt gut zu Gesicht! Zu der instrumentalen Leistung muss ich ja nicht viel sagen. Alle Musiker spielten wieder auf höchsten Niveau, besonders aber die Leistung von Bruce muss ich hier hervorheben. Einfach UNGLAUBLICH, was der Mann hier von sich gibt. So vielseitig hatte er zuletzt auf der “Piece of Mind” gesungen und es tat dem Album auch gut, dass er wieder vermehrt am Songwriting beteiligt war.
Da es sich ja um ein Konzeptalbum handelt, macht es natürlich auch Sinn, die Songs von Anfang an durchzugehen:
Das Album startet also mit “Moonchild”, bzw. wird vorerst durch einen Akkustikpart und der Stimme von Bruce eingeleitet (“Seven Deadly Sins, seven was to win…”). Dann erklingt sofort das Keyoboard mit einer interessanten Melodie und sobald die Gitarren einsetzen ist der Hörer wieder im Maidenhimmel. Man, klingt das majestätisch und geil! Es wird gekonnt Spannung aufgebaut, zwischendurch erklingen Schreie von Bruce und mit einem schönen Trommelwirbel von Nicko wird dann dieser Uptempobrecher eröffnet. Alle diejenigen, die behaupten, Maiden wären viel zu poppig geworden, werden mit “Moonchild” eines Besseren belehrt. Die Nummer ist für Maidenverhältnisse schon ziemlich hart, besonders in den Strophen, wenn die Gitarrenfraktion und der Bass den Song antreiben und Bruce in einer recht tiefen Stimmlage ziemlich bedrohlich den Text raus haut. Im Refrain überzeugen einem sofort die schönen Gitarrenmelodien und Bruce singt auch wieder in seiner gewohnt hohen Stimmlage. Ein perfekter Opener für dieses Album: hart, schnell, geile Soli, was will man mehr?;)
Was danach an Nummer 2 der Tracklist folgt ist eine weitere Sternstunde des Steve Harris: “Infinite Dreams”… Was für eine Achterbahnfahrt an Emotionen! Der Song beginnt recht zerbrechlich und im völligen Kontrast zum Opener wie eine typische Ballade, doch man merkt schon, dass sich da noch Größeres anbahnt. Plötzlich wechselt der Song von der Rhythmik her, wirkt im ersten Moment recht verwirrend, aber dann letztendlich doch genial. Bruce singt mal wieder klasse und die Melodien suchen ihresgleichen. Dann ändert sich die Stimmung und Rhythmik plötzlich schon wieder und es geht quasi mit einem Uptempopart weiter, in dem mal wieder schön soliert werden darf. Und das vom Feinsten. Einfach unglaublich… mehr Worte will ich über diesen höchst komplexen und abwechslungsreichen Song nicht verlieren.
Kommen wir zu dem Lied, welches für viele Fans den Ausschlag gegeben hat, Maiden nun als massentauglich und poppig zu bezeichnen: “Can I Play with Madness”. Gut, der Song ist mit Abstand der eingängigste auf diesem Album, der Refrain ist massentauglich und im gewissen Sinne auch poppig. ABER…es klingt geil.;) Ich liebe einfach diesen Refrain mit der wunderschönen Gitarrenmelodie im Hintergrund und grade der Mitteil zeigt mit zumindest auf, dass der Song nicht so massentauglich ist, wie er immer bezeichnet wird, denn es wird mal wieder gekonnt das Tempo gewechselt, um Abwechslung einzubauen. Trotzdem als erste Single eine nachvollziehbare Wahl. Direkt danach folgt gleich die nächste Single, nämlich “The Evil That Men Do”, für mich eines der besten Stücke die Maiden je geschrieben haben. Alleine schon der Anfang, der einfach nur für Gänsehaut sorgt, dann die geniale Bridge mit diesen wunderbaren Gitarrenmelodien (grade an dieser Stelle offenbart sich die tolle Produktion) und zum Schluss der eingängige, schön zum Mitgröhlen gedachte Refrain (“The Evil That Men Do Lives On and On”). Besonders der tolle Einsatz der Syntheziser und das Gitarrenspiel machen dieses Lied zu einem Highlight und zu einer Hymne!
Doch das war nichts im Vergleich zu dem, was nun folgt: Der Titeltrack…
Wie gesagt, ich höre Maiden jetzt seit 2003, kenne jedes Lied der 14 Alben in- und auswendig, da ich alle Alben schon zig Mal gehört habe. Aber kein, ich wiederhole, KEIN anderer Song der Briten, erscheint mir beim Hören so… faszinierend, so mystisch und vor allem: so seltsam… Es ist auch mit Abstand der seltsamste Track, den die Band bis heute geschrieben hat. Das fängt schon beim Intro an: Zunächst der Einsatz der Chöre an dieser Stelle…unbeschreiblich, an dieser Stelle fällt einem wieder die perfekte, harmonische Produktion auf, die jedem Instrument seine volle Entfaltung gibt. Es wirkt einfach nur majestätisch und nimmt den Hörer (sofern er gefälligst seine Augen zu hat) auf eine besondere Reise. Alleine schon das Intro hat mich dermaßen gefesselt und begeistert. Es geht dann über in die Strophe…
Die majestätische und atmosphärische Stimmung ist plötzlich weg, es dominieren nun die Klampfen wieder das Geschehen und das in einer für Maidenverhältnisse ziemlich simplen Art. Und sobald der Gesang einsetzt weiß man auch warum: Die Leistung von Bruce ab dieser Stelle an ist phänomenal, einfach unglaublich. Er gibt hier die Melodie vor, da die Gitarren die ganze Zeit über ja, recht stumpf im Hintergrund ohne Melodie agieren und somit Bruce zum Star an dieser Stelle machen. Als Hörer hat man sich grade an die andere Stimmung gewöhnt, da wechselt diese plötzlich wieder: Die Keybaords tauchen wieder auf und spielen eine wunderbar, epische Melodie, eine Melodie, die ich mit Worten gar nicht richtig beschreiben kann. Es klingt nicht wirklich eingängig und melodisch, aber auch nicht hart, oder progressiv. Dazu noch der “ohohohoho”-Gesang von Bruce, der an dieser Stelle wunderbar passt. Der Refrain steht dann wieder im kompletten Kontrast dazu. Bruce singt einfach nur die ganze Zeit den Titel des Songs und damit ja auch Albums, das Keyboard ist wieder verschwunden, die Gitarren spielen wieder mehr im Hintergrund. Schon die erste Hälfte des Songs macht mich einfach nur fertig, aber das war ja erst der Anfang. Nach dem zweiten Refrain, wird es plötzlich langsamer, ruhiger, bis nur noch die Hi-Hat und der Bass erklingen. Und es folgt nun eine der musikalischen Glanzminuten der Band in Sachen Atmosphäre. Bruce spielt nun eine Art Erzähler und dies ziemlich gut, die Atmosphäre steigert sich immer weiter… Und dann setzen die Chöre und die Gitarren ein….
Für mich bis heute die härteste (jawohl, richtig gelesen) Stelle, die Maiden je geschrieben haben. Die Atmosphäre ist nun auf ihrem Höhepunkt angelangt und droht zu explodieren…und zwar in einem instrumental Schlussteil, der sich gewaschen hat. Und an dieser Stelle breche ich auch mal ab, denn jeder soll selbst für sich erfahren, wie genial dieser Teil klingt. Dieser Song ist ein Monument im Schaffen der Band!
Natürlich kann der nachfolgende Track da nicht mithalten. “The Prophecy” ist mit Abstand das sperrigste Stück des Albums, die Melodielinien wollen erst so gar nicht ins Ohr gehen und das wobei der Song äußerst interessant aufgebaut ist (sogar ein Akkustikoutro beinhaltet er). Soll heißen: An sich ein klasse Song, aber nur leider falsch im Album platziert.
“The Clairvoyant” dagegen zählt wiederum zu den Sternstunden der Band. Ein kurzer, kompakter, aber unglaublich genialer und atmosphärischer Song. Dabei beginnt er so unscheinheilig mit einem Bassintro (“Killers” lässt grüßen) und erinnert die ersten Minuten eigentlich eher an Alben die “Piece of Mind” oder “The Number of the Beast”, aber sobald die Strophe einsetzt ist dieser Eindruck wieder verflogen..und wie! Die Strophe des Songs gehört für mich ebenfalls zu den schönsten in der gesamten Maidengeschichte. Bruce singt hier einfach nur klasse, die Syntheziser fügen sich hier mehr denn je perfekt in den Song ein und auch das Drumming von Nicko überzeugt hier voll und ganz. Dann ändert sich die Stimmung aber wieder rasant, denn der Refrain überrascht den Hörer vollkommen. Anderer Rhythmus, progressive Ansätze, interessante Gesangslinien von Bruce. FETT!;) Ein Klassiker!
Abgeschlossen wird das beste Maidenalbum dann zur Abwechslung mal nicht mit einem epischen, langen Track, wie es bei den Alben davor war, sondern mit dem sehr eingängigen, hoch melodischen (Twinleads!!) und kurzen “Only the Good Die Young”. Hier sticht besonders der klasse Refrain hervor, ebenso wie das, mal wieder, wunderbare Gitarrenspiel. Zum Schluss erklingt dann wieder der Akkustikpart, der schon das Album eingeleitet hat…
Mir haben bei der Beschreibung der Songs oft die Worte gefehlt, was nur noch mal unterstreicht, wie sehr ich dieses Werk vergöttere. Und ich bin trotzdem der Meinung, dass es in Sachen Songwriting noch nicht ganz den Höhepunkt der Band dargestellt hat. Es wäre bestimmt noch eine Steigerung drin gewesen, aber leider wollten Maiden diesen Weg nicht weitergehen und lieber zu dem eingängigen, raueren Material der Anfangszeit zurückkehren. Daraus entstand meiner Meinung nach das mit Abstand schlechteste Maidenalbum, das je erschienen ist. Schade Schade…
“Seven Deadly Sins, Seven Ways to Win, Seven Holy Paths to Hell and Your Trip Begins“
10/10 Punkte!